Jeder Patient und jede Patientin ist einzigartig – eine Binsenweisheit, die gerade im Kontext der medizinischen Behandlung eine tiefere Bedeutung bekommt. Denn jede Erkrankung verläuft individuell, daher muss auch jede Therapie individuell sein. Um die bestmögliche Behandlung für Darmkrebspatient*innen sicherzustellen, kommen im St. Joseph Krankenhaus einmal wöchentlich Ärzt*innen aus verschiedenen Disziplinen wie der Gastroenterologie, Onkologie, Radiologie, Viszeralchirurgie, Strahlentherapie und Pathologie/Gewebediagnostik in der sogenannten Tumorkonferenz (auch Tumorboard) zusammen, um für jeden Fall einzeln die optimale Vorgehensweise zu besprechen. Oft nehmen auch Mediziner*innen aus onkologischen Praxen an der Konferenz teil, entweder vor Ort oder online zugeschaltet.
Das Ziel der Tumorkonferenz ist klar: mit gebündeltem Fachwissen gemeinsam die beste Entscheidung treffen. „Auch, wenn es medizinische Leitlinien und Standards gibt, benötigt jeder Patient einen ganz individuell zugeschnittenen Therapieplan, der nicht in den Leitlinien steht“, erklärt Oberarzt Dr. Markus Müller und Leiter der Tumorkonferenz.
Der Ablauf der Konferenz ist stets gleich: Zunächst wird der Fall vorgestellt: Welche Diagnose liegt vor? Welche Therapien wurden bereits durchgeführt und mit welchen Medikamenten? Im Anschluss präsentiert die Radiologie das CT-Bild des Tumors aus der Computertomographie. Die Pathologie gibt einen detaillierten Befund zur Zellstruktur des Tumors. Nachdem alle Fakten bekannt sind, diskutieren die Mediziner*innen die Behandlungsmöglichkeiten und entscheiden gemeinsam, welche Therapie sie für die beste halten. Manchmal geht das sehr schnell, sodass der Plan innerhalb weniger Minuten steht. In komplexeren Fällen kann die Diskussion bis zu 20 Minuten oder länger dauern.
Dr. Müller bringt den Nutzen und damit auch verbundenen Aufwand auf den Punkt: „Diese Konferenzen stellen ein Qualitätsmerkmal dar, weil wir uns gemeinsam konzentriert einen Fall anschauen und darüber diskutieren. So kommen mehr Wissen und mehr Ideen zusammen, was letztlich auch ein mehr an Behandlungsqualität bedeutet. Am Ende entscheiden wir uns gemeinsam für das individuell beste Therapiekonzept für unsere Patientinnen und Patienten.“