• Im Großen und Ganzen funktionieren wir einfach gut miteinander, oft sogar wortlos.

    Robert Billermann
Grundsätzlich verbindet uns vor allem, dass wir unseren Job gerne machen.

Anna Neumann und Robert Billermann sind ein eingeschworenes Duo auf der Rettungsstelle des Franziskus-Krankenhauses. Nach der Schichtübergabe erzählen die beiden, was sie motiviert, durch ihre Tage trägt und als Doppel im Team ausmacht.

Ohrwürmer und Kabelsalat

 

Was mögen Sie an Ihrem Beruf?

Robert Billermann  Als ich vor vielen Jahren mein Philosophie-Studium abgebrochen habe, weil es nichts für mich war, habe ich überlegt, was mir bis dahin Spaß gemacht hatte. Da fiel mir meine Zivildienstzeit im Seniorenpflegeheim ein. Also habe ich die Ausbildung zur Pflegekraft gemacht und bin bis heute absolut froh über diese Entscheidung. Am Ende des Tages zu wissen, dass ich etwas Konkretes und Sinnvolles getan habe, jemandem Schmerzen nehmen oder auch anders helfen konnte, das gefällt mir sehr.

Anna Neumann  Ich gehe einfach gerne mit Menschen um und mag es sehr, dass auf der Rettungsstelle jeder Tag anders ist. Außerdem finde ich es gut, dass wir im medizinischen Bereich immer up to date sein müssen, uns deshalb regelmäßig fortbilden und immer Neues dazulernen müssen.

 

Was ist Ihre Aufgabe, wenn Patientinnen und Patienten in der Rettungsstelle ankommen?

Robert  Als Erstes müssen wir einschätzen, wie dringend sie medizinisch versorgt werden müssen. Als Pflegekräfte bereiten wir dann, soweit es geht, die ärztliche Untersuchung vor. 

Anna  Wir beobachten sehr genau, wie die Menschen reden und auftreten, checken ihre Vitalzeichen, verschaffen uns ein Bild von ihrer Verfassung. Dann arbeiten wir Hand in Hand mit den Ärzten, dem Labor, dem Transportdienst und anderen Servicekräften zusammen.

Robert  Übrigens scheinen nicht wenige zu glauben, dass Rettungsstellen die richtige Anlaufstation für alles Mögliche sind, egal ob es um einen Wasserschaden auf unserem Dach, um Schäden im Foyer oder Enten im Innenhof geht, frei nach dem Motto: Für alle Fälle Rettungsstelle.

 

Woher kennen Sie sich und was schätzen Sie besonders aneinander?

Anna  Robert kenne ich seit 2020. Da habe ich in der FKH-Rettungsstelle angefangen.

Robert  … stimmt, pünktlich zu Pandemiebeginn warst du hier. 

Anna  Von Anfang an brachte unser Humor uns zusammen. Wir albern gerne herum, machen Wortspielchen, und das Team steigt da auch gerne mit ein. Humor macht vieles leichter, lenkt von Stress und negativen Dingen ab. Dabei gleichen wir beide uns aus – während Robert temperamentvoll ist, bin ich eher ruhig.

Robert  Wir ergänzen uns auch, indem wir bestimmte Aufgaben übernehmen, von denen wir wissen, dass der Andere sie nicht so mag. Im Großen und Ganzen funktionieren wir einfach gut miteinander, oft sogar wortlos.

Anna  Das liegt auch daran, dass wir sehr ähnlich arbeiten. Dabei mag ich persönlich Roberts Schwung und finde ihn ziemlich kompetent. Grundsätzlich verbindet uns vor allem, dass wir unseren Job gerne machen.

Robert  Stimmt! Bei Freunden ist das oft anders, viele klagen über ihre Arbeit. Ich komme wirklich gerne hierher und mag das Team.

Anna  Das geht mir genauso.

Was machen Sie, wenn Sie sich nicht einig sind?

Anna  Am Patientenbett passiert das praktisch nie. Wir sprechen uns ab, wollen helfen und das gemeinsam. Uneins sind wir uns aber auch sonst recht selten. Notfalls machen wir Schere-Stein-Papier. 

Und wenn einem von Ihnen beiden etwas besonders nah geht?

Anna  Käffchen, Umarmung, Abstand gönnen, Raum geben …

Robert  Wir versuchen uns aufzubauen, eine Freude zu machen, bieten uns zum Reden an. Wie von Anna beschrieben, gehört es schon zu unserem Beruf zu beobachten, wie es jemandem geht, und bei einer Person aus dem Team erkennt man das recht schnell.

Anna  Manchmal bringen wir uns irgendetwas Nettes als Geste mit, dazu gehören Snacks.

Robert  Oder Playlisten. Da ich extrem empfänglich für Ohrwürmer bin, hat mir Anna mal für Nachtschichten ein besonders fieses Album zusammengestellt. Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und musste es anhören. 

Anna (lacht)  Seit heute Morgen geht ihm übrigens Schrei nach Liebe von den Ärzten durch den Kopf.
 

Was ärgert Sie?

Robert  Wenn sich jemand bei anderen über etwas beschwert, statt die Dinge direkt anzusprechen, so dass darauf reagiert werden kann.

Anna  Das verstehe ich gut. Was mich fertig macht ist Kabelsalat. Und hier gibt es viele Kabel…
 

Wie schalten Sie ab?

Anna  Das klappt am besten beim Spaziergang und beim Spielen mit Akemi, meiner Australian Shepherd Hündin. Das tut mir gut und beruhigt mich. Außerdem sorgen mein Partner, meine Familie und auch meine Freunde für Abwechslung in meinem Leben. 

Robert  Für mich ist mein Garten der Ort, an dem ich am besten abschalten kann. Das Grundstück liegt außerhalb Berlins, und ich verbringe die meisten meiner freien Tage dort. Wenn ich mich um die Pflanzen kümmern, vor mich hin buddeln oder im See baden gehen kann, entspanne ich am besten.
 

Die Zentrale Notaufnahme des Franziskus-Krankenhauses ist Anlaufstelle für Notfallpatient:innen – rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr. Die Rettungsstelle liegt in unmittelbarer Nähe zur Radiologie und der Intensivstation. Das Team entscheidet nach der Manchester-Triage, wer wie schnell Hilfe benötigt: Lebensbedrohlich Erkrankte werden sofort versorgt, Patient:innen mit weniger schweren Erkrankungen oder Wunden müssen manchmal eine gewisse Zeit warten.