Schon nach der ersten Schnupperstunde wusste Amadeus Hollitzer: Er möchte Pflegepädagoge werden. An der Schule für Gesundheitsberufe vermittelt er nicht nur Medizin- und Pflegewissen, sondern denkt mit seinen Schüler:innen auch über die großen Fragen des Lebens nach.
Eigentlich wollte ich Meteorologe werden, doch in der DDR wurde ich damals nicht zum Abitur zugelassen. Studieren war mir daher nicht möglich. Stattdessen habe ich geistig behinderte Menschen versorgt. Nach der Wende war ich erst in der Hauskrankenpflege, dann habe ich am Jüdischen Krankenhaus Berlin eine Pflegeausbildung abgeschlossen und anschließend elf Jahre auf der Intensivstation gearbeitet.
Ein Kollege hat mich damals motiviert, Fachunterricht zu geben. Schon nach der ersten Stunde wusste ich: Das kann etwas ganz Großes für mich werden. Es war so eine Freude, vor der Klasse zu stehen und Dinge zu vermitteln, die mir selbst auch wichtig sind. Dank meiner Ausbildung konnte ich auch ohne Abi Pflegepädagogik studieren. Dafür bin ich bis heute unendlich dankbar.
An der Schule für Gesundheitsberufe Berlin bin ich seit 2017. Ich möchte, dass sich die oft noch jungen Menschen bei uns richtig fühlen und spüren, dass sie sich weiterentwickeln dürfen. Unterrichten ist für mich auch ein Türöffner: Im Ethik-Unterricht, im Seminar zu Sterben und Tod oder im Kinaesthetics-Kurs* entdecken die Auszubildenden ganz neue Seiten an sich. Es geht dabei um die Sicht auf das Leben, um die Fähigkeit und den Willen zum Perspektivwechsel. Es ist sehr schön mitzuerleben, wenn das gelingt und die Welt größer wird.
Neben meiner Arbeit engagiere ich mich in der Berufspolitik, um Rahmenbedingungen und auch die Selbstwahrnehmung und das Ansehen des Pflegeberufs zu verbessern. Ich fühle mich da in der Verantwortung – immerhin bereite ich Menschen auf eine berufliche Zukunft in der Pflege vor.
Jenseits des Berufs habe ich noch eine wunderbare Leidenschaft: das Singen. Zweimal wöchentlich gehe ich zur Chorprobe des Berliner Figuralchors. Wir treten regelmäßig in der Philharmonie auf und manchmal in anderen Städten. Das Singen im Chor entspannt mich; es ist wunderbar, Teil einer großen Aufführung zu sein.
*Kinaesthetics ist ein Wahrnehmungs- und Bewegungskonzept.
Amadeus Hollitzer unterrichtet seit 2017 als Pflegepädagoge an der Schule für Gesundheitsberufe Berlin (SfGB). Seine Schüler:innen sprechen mit genauso großer Begeisterung von ihm und seinem Unterricht, wie er von dem Austausch mit ihnen.