Dr. Movsar Borshchigov über die Reise mit Dr. Miriam Vosloo und seine Mission
Im Januar waren zwei Oberärzt*innen der Klinik für Chirurgie am Franziskus-Krankenhaus in Berlin-Tiergarten auf einer humanitären Reise in Namibia: Dr. Movsar Borshchigov organisiert und unternimmt seit Jahren solche Reisen, um Krankenhäuser in ärmeren Ländern sowohl mit personeller Expertise als auch mit Schulungen zu neuesten, medizinischen Verfahren oder auch mit Gütern zu unterstützen. Dafür bringt er immer wieder Teams aus Freiwilligen zusammen, die mithelfen wollen und die Missionen begleiten. Dieses Mal hat ihn seine Klinikkollegin Dr. Miriam Vosloo begleitet.
Dr. Borshchigov, Ihre humanitären Missionen haben Sie in unterschiedliche Länder, vor allem in Afrika, geführt. Wie ist es zu der Reise nach Namibia gekommen?
Tatsächlich hat es mich immer schon in ärmere Länder gezogen. So kam es auch, dass ich fünf Jahre im Jemen gelebt und dort bis 2012 als Chefarzt in einem Krankenhaus gearbeitet habe. Wegen des Krieges wurde es dann allerdings zu gefährlich für unsere fünfköpfige Familie. Jedenfalls hat mir eines Tages ein Bekannter von der prekären Lebenssituation vieler Menschen in Mauretanien erzählt. Ich habe Kontakt zu einer Hilfsorganisation aufgenommen mit deren Hilfe dann auch die erste Reise zustande kam. 2017 habe ich zudem den Verein Vaylor (tschetschenisch: Ärzte) gegründet. Das hilft beim Netzwerken, beim Spenden sammeln und beim Organisieren der Reisen.
In Mauretanien waren wir insgesamt fünfmal, außerdem in Tansania und im Irak. In Namibia waren wir jetzt das zweite Mal. Neben meiner ärztlichen Kollegin Dr. Miriam Vosloo, waren noch drei weitere Ärzte aus anderen Häusern dabei. Wir haben vor Ort Schulungen gemacht, medizinisches Material mitgebracht und zusammen mit den einheimischen Teams operiert.
Wie viele Operationen haben Sie mit dem Team durchgeführt?
Das waren rund 15 große Operationen. Bei anderen Reisen mit Teams von sieben Ärzten haben wir es auch schon auf 130 OPs in 14 Tagen gebracht. Allerdings ist die Effektivität unserer Einsätze nur anhand der Zahl der vorgenommenen Eingriffe einzuschätzen wenig aussagekräftig. Es kommt immer darauf an, wie kompliziert und zeitaufwändig die anfallenden Eingriffe sind. Ich bin auch schon einmal für eine einzige Operation nach Mauretanien gereist.
Sie sind Allgemein- und Viszeralchirurg, können aber nicht alle chirurgischen Fachbereiche abdecken. Wo holen Sie sich Unterstützung?
Zunächst kann ich auf die volle Unterstützung durch die Kolleginnen und Kollegen hier im Franziskus-Krankenhaus zählen: So hat uns insbesondere der Chefarzt der Urologie, PD Dr. Carsten Kempkensteffen mit seiner Kollegin Dr. Christina Kountidou per Video-Chat unterstützt. Ich konnte die beiden rund um die Uhr anrufen. Dr. Kempkensteffen hat mir außerdem ein kleines Ultraschallgerät mit auf die Reise gegeben. Man kann damit unkompliziert schallen, ohne Betroffene für die Bildgebung erst anderswo hinzuschicken – das spart Geld und wertvolle Zeit.
Eigentlich fühlten wir uns bei der Namibia-Reise vom ganzen Berliner Klinik-Team unterstützt, auch von der Verwaltung. Auch unser kaufmännischer Leiter, Matthias Schwarz, stellt sich hinter unser Engagement. So hatten wir viele T-Shirts mit dem Franziskus-Krankenhaus-Aufdruck von ihm erhalten. Sie können sich nicht vorstellen mit wieviel Stolz die Menschen in Namibia das Klinik-Logo als Zeichen unserer tollen Zusammenarbeit tragen.
Autorin: Daniela Holzer